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Mein Brot ist tot! Was nun?!

Am Sonntagmorgen gibt es für mich zum Frühstück nichts Schöneres, als eine Tasse heissen Tee und frischen Zopf mit Butter und Honig. Doch wer kennt es nicht: Ich öffne voller Vorfreude den Küchenschrank und freue mich auf den frischen Zopf, und was treffe ich an? Hartes Brot. Meno! Und jetzt?

 

Viele neigen leider dazu das „alte“ Brot einfach in den Müll zu werfen. Denn nicht nur durch den Handel und Gastronomie werden jährlich tonnenweise Brot entsorgt, sondern vor allem auch in unseren Privathaushalten fallen immer wieder Brotreste an, welche leider den Weg in die Mülltonne finden. In der Schweiz landet pro Haushalt etwa jedes vierte Brot im Abfall. Auf das Jahr gesehen entsorgen wir somit rund 100‘000 Tonnen Brot! (Quelle: panissimo, August 2015)

 

Ich schaue meinen alten Zopf an und habe Mitleid mit ihm. Ich tätschle ihm kurz die hart gewordene Kruste, lege ihn wieder zurück in den Schrank für später und überlege mir, wie ich das nächste Mal dafür sorgen kann, dass es gar nicht erst so weit kommen muss. Und hier sind meine Tipps:

 

  • Weniger ist mehr: Kauft lieber mehrmals kleine Brote, welche ihr schnell konsumiert, als einmal ein grosses Brot, welches dann zu Hause herumliegt und alt wird.

 

  • Initiative ergreifen: Frisches Brot vom Bäcker hält oft länger als aufgebackenes Brot aus dem Supermarkt. Noch besser ist es jedoch, wenn ihr das Brot direkt selber backt. Zudem hält sich dunkles Brot, also solches mit Roggenanteil oder aus Vollkorn, länger als helles Weizenbrot.

 

  • Plastik und Kälte (+/- 0°) sind tabu: Richtig gelagertes Brot wird weniger schnell hart und schimmelt nicht. No Go’s sind das Brot in Plastiktüten oder gar im Kühlschrank aufzubewahren. Wieso? Dahinter steckt die Physik: Denn durch die Kälte im Kühlschrank (um null Grad) verdunstet das Wasser, welches durch den Backprozess in der Stärke gebunden war, und das Brot trocknet aus. Dieser Effekt ist auch bekannt als Retrogradation. Das Problem bei der Lagerung in Plastiktüten ist, dass das vom Brot verdunstete Wasser nicht entweichen kann und das Brot gummig wird und dann zu schimmeln beginnt. Nutzt also für die Brotlagerung lieber Gefässe aus Metall, Holz oder Keramik (Römertopf) oder Beutel aus Papier oder Stoff (Leinen). Ideal ist die Lagerung in einer trockenen Umgebung bei 10-15 Grad.

 

  • Aussen bleibt aussen: Ich weiss, der Anschnitt eines frischen Brotes ist das Beste! Trotzdem solltet ihr ihn nach dem Anschneiden nicht gleich verzehren, sondern aufbewahren und vor dem Wegräumen wieder auf die Schnittkante des Brotes legen. Dies sorgt dafür, dass das Brot weniger schnell austrocknet.

 

  • Schick dein Brot in die Eiszeit: Wenn ihr Brot habt, welches noch frisch ist, ihr aber in den nächsten Tagen nicht benötigt, könnt ihr es in Scheiben schneiden und in Frischhaltebeuteln in der Gefriertruhe lagern. Bei Bedarf könnt ihr dann einzelne Scheiben entnehmen und aufbacken oder toasten. Ich habe zuhause immer ein Pack Toastbrot im Tiefkühlfach. Wenn ich dann mal kein Brot zu Hause habe, nehme ich mir ein paar eingefrorene Toastscheiben, stecke sie kurz in den Toaster und voilà, fertig ist mein Frühstück :-)

 

Nun zurück zu meinem altbackenen Zopf im Schrank. Bei ihm sind diese Tipps leider zu spät gekommen. Aber Wegwerfen kann ich ihn auf keinen Fall. Wenn das Brot noch nicht allzu alt wäre (also erst ein paar Tage), dann könnte ich es mit Wasser besprühen oder rund eine Viertelstunde in ein feuchtes Küchentuch wickeln und danach im Ofen kurz aufbacken (ca. 3 Minuten bei 180 Grad). Ich schaue meinen Zopf an, der leider schon eine gute Woche alt und so hart ist, dass man damit eine Fensterscheibe einschlagen könnte. Ich mache also eine kurze Internetrecherche und finde x Rezepte, welche beschreiben, was man mit altem Brot so alles anstellen kann. Hier ein paar Inspirationen:

 

Vorspeisen und Snacks:

 

  • Croûtons für Salate oder Suppen: Brot einfach in Würfel schneiden, kurz in Öl oder Butter anbraten, würzen. Fertig!

 

  • Brotchips: Brot in dünne Scheiben schneiden, mit Olivenöl und Knoblauch bestreichen und bei ca. 180 Grad rund 10 Minuten im Ofen backen. Danach würzen (ich empfehle Salz und Oregano oder Thymian).

 

  • Brotsuppe: Brot würfeln und mit Zwiebeln und Butter anbraten. Danach mit einem Gutsch Weisswein ablöschen, Bouillon beigeben und ca. 30 Minuten köcheln lassen. Am Schluss mixen und mit Rahm verfeinern. Ihr könnt als Einlage auch Gemüse oder Fleisch beigeben.

 

  • Brotsalat (toskanische Art): Brot in Würfel schneiden, im Öl kurz anbraten und in eine Schüssel geben. Ergänzen mit geschnittenen Zwiebeln, Tomaten, Peperoni (Paprika), Gurke, Rucola. Dressing aus Essig (Balsamico), Öl, Salz und Pfeffer beifügen, gut verrühren und ca. 1 Stunde ziehen lassen. Denn Salat könnt ihr nach Bedarf mit Basilikum und Feta verfeinern.

 

  • Pizzabrötchen: Brot in Scheiben schneiden, mit Tomatenmark bestreichen und wie eine Pizza belegen. Am Schluss Mozzarella oder Pizzakäse drüberstreuen und bei 220 Grad ca. 15 Minuten backen.

 

 

Hauptgerichte:

 

  • Brotauflauf (appenzeller Art): Brot in Würfel schneiden, in Milch einweichen und danach mit gescheibter Zwiebel und geriebenem Käse in einer Auflaufform verteilen. Guss aus Rahm, Eiern, Quark, Salz, Pfeffer und Muskatnuss darüber giessen und für ca. 60 Minuten bei 200 Grad backen. Ihr könnt den Auflauf wahlweise auch mit Speckwürfel (rustikaler Auflauf) oder Birnenstücke (süsslicher Auflauf) ergänzen.

 

  • Semmelknödel/Serviettenknödel: Brot in Würfel schneiden und in Milch einweichen. Danach gedünstete Zwiebeln, Eier, Salz, Pfeffer und Petersilie über das Brot geben und vermischen. Die Masse zu tennisballgrossen Kugeln formen und ca. 20 Minuten in siedendem Wasser ziehen lassen, bis die Kugeln nach oben steigen. Bei dem Serviettenknödel formt ihr die Masse in eine ca. 6 cm dicke Wurst und verpackt sie in hitzebeständige Folie. Die Knödel danach in siedendem Wasser für ca. 30-40 Minuten ziehen lassen und anschliessend in Scheiben schneiden und kurz in Butter anbraten.

 

  • Frikadellen / Hackbraten: Brot in Würfel schneiden und in Milch einweichen. Danach gedünstete Zwiebel, Knoblauch, Hackfleisch, Eier, Salz und Pfeffer hinzugeben und gut durchkneten. Bei Bedarf könnt ihr die Masse auch mit Gewürzgurken oder Petersiele verfeinern. Die Masse entweder zu kleinen Burger formen und in der Bratpfanne braten oder in eine Kuchenform geben und bei 200 Grad für ca. 30 Minuten backen.

 

 

Nachspeisen:

 

  • Fotzelschnitte (Arme Ritter): Brot in Scheiben schneiden und in Milch einweichen. Danach Die Brotscheiben durch eine Masse aus verquirlten Eiern ziehen und in Butter anbraten. Anschliessend mit Zucker und Zimt bestreuen. Besonders lecker sind die Fotzelschnitten, wenn ihr sie mit Apfelmuss oder Fruchtkompott aus Zwetschgen oder Rhabarber serviert.

 

  • Apfelrösti: Brot in Streifen schneiden und mit Butter in Bratpfanne anrösten. Geschälte und in Scheiben geschnittene Äpfel sowie Rosinen und ein wenig Apfelsaft beigeben. Nach dem Braten mit Zimt und Zucker bestreuen.

 

  • Brot Pudding (englische Art): Brot in Würfel schneiden und in Milch einweichen. Eier mit Puderzucker, Vaniellezucker, Rahm und Milch verquirlen. Die eingeweichten Brotwürfel in eine Auflaufform geben, Schokosplitter oder Rosinen daruntermischen, mit der Eimasse übergiessen und bei 180-200 Grad rund 45 Minuten backen.

 

 

Sonstiges:

 

  • Paniermehl (Semmelbrösel): Durchgetrocknetes Brot durch eine Reibe reiben oder in einen Plastikbeutel packen und mal den ganzen Frust raus lassen :-)

 

Übrigens, gibt es auch Institutionen, welche genauso der Meinung sind, dass Brot nicht in der Tonnen landen darf! So beispielsweise die „Äss-Bar“. Dort werden Backwaren und Patisserie von verschiedenen Bäckereien, welche nicht verkauft wurden, aufgekauft und am Folgetag günstig weiterverkauft. Ganz nach dem Motto „frisch von gestern“. Die „Äss-Bar“ gibt es an verschiedenen Standorten in der Schweiz, unter anderem auch in Basel, Bern und Zürich.

Auch andere Institutionen, wie beispielsweise die Schweizer Tafel, Tischlein deck dich, die Gassenküche oder Caritas nehmen nicht verkaufte Backwaren entgegen und geben diese weiter. Es gibt auch Bäckereien, welche direkt mit Bauernbetrieben zusammen arbeiten, wobei das „alte“ Brot als Tierfutter oder zu Biogas verarbeitet wird.

 

So, und ich geniesse nun meinen "alten" Zopf als frischen Brotauflauf. Na dann, guten Appetit!

Und denkt daran: Lebensmittel gehören nicht in die Tonne, sondern in den Magen!

 

 

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