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Bin dann mal weg - Aber bitte mit Verstand!

„In den Ferien sind wir mit dem Motocross durch den Jungle gefahren.“

 

„Wir waren 2 Wochen auf einer Mittelamerika-Kreuzfahrt.“

 

„In unserem Urlaub waren wir in einen Golfclub in Saudi-Arabien.“

 

„Wir gehen über’s Wochenende schnell nach New York shoppen.“

 

Bitte, was?! Für alle, auf die solche Aussagen zutreffen: Bitte unbedingt meinen Blog lesen! Für alle anderen: Ihr habt ja bereits angefangen zu lesen, dann tut es doch auch noch bis zum Ende ;-)

Also, wer geht gerne in die Ferien oder auf Reisen? Ich! Und ihr bestimmt auch. Jedoch sollten wir dabei unseren Verstand nicht auch in den Urlaub schicken. Hmm, auf was will ich wohl hinaus? Genau, auf die Nachhaltigkeit! Denn auch im Urlaub oder auf Reisen gibt es einige Aspekte bezüglich der Nachhaltigkeit zu beachten. Da ich mich bald selbst auf eine längere Reise ins doch sehr ferne Mittel- und Südamerika begeben werde, habe ich mich mit diesen Aspekten auseinandergesetzt und würde diese gerne mit euch teilen.

 

Vor der Abreise

Nicht nur dem Reiseziel sollten wir bezüglich der Nachhaltigkeit Beachtung schenken, sondern auch unserer „Home Base“. Bei vielen Reisenden ist die Vorfreude auf den Urlaub so gross, dass sie ihr Zuhause völlig vergessen. Aber auch hier gibt es vor der Reise einige Dinge zu beachten, um nicht unnötig Energie zu verpuffen oder bei der Rückkehr „Leichen“ vorzufinden. Bevor wir abreisen, vor allem bei längeren Reisen, sollten wir kontrollieren, dass wir zu Hause alle Heizungen auf das nötige Minimum heruntergedreht haben. Wenn niemand zu Hause ist, muss auch nicht unnötig geheizt werden.

Wir sollten auch nicht vergessen Geräte, welche nicht gebraucht werden, vom Stromnetz zu nehmen und dem „Stand-by“-Modus „Good-by“ zu sagen ;-).

Ein weiterer Punkt ist, dass wir verderbliche Lebensmittel vor der Abreise konsumieren, einfrieren oder weitergeben sollten. Es wäre eine Verschwendung, wenn die Lebensmittel während unserer Abwesenheit kaputt gehen würden. Apropos Kaputtgehen: Auch alle Lebewesen zu Hause, seien es Tiere oder Pflanzen, müssen während unserer Abwesenheit durch jemanden oder durch etwas versorgt werden.

Nicht zuletzt sollten wir uns bei langen Reisen überlegen, ob wir die Wohnung nicht unter- beziehungsweise zwischenvermieten können. Somit steht die Wohnung nicht unnötig leer und man kann sich nebenbei auch noch etwas für die Reise dazuverdienen.

 

Hin- und Rückreise

Obwohl man durch das Fliegen Zeit (und leider oft auch Geld) spart und wohl oder übel mit keinem anderen Verkehrsmittel so schnell so lange Strecken zurückgelegt werden können, ist das Fliegen eine Reiseart, welche auf unsere Umwelt eine erhebliche Auswirkung hat. Dies liegt vor allem am CO2-, sowie Stickoxid-Ausstoss, welcher sich durch die Höhe des Flugzeugs im Gegensatz zum Verkehr am Boden mehr als verdoppelt und somit nicht unwesentlich zum Treibhauseffekt und zur Luftverschmutzung beiträgt. Neben der Luft wird zudem auch unser Gehör „verschmutzt“. Denn der Lärm, welcher durch Flugzeuge entsteht ist nicht zu unterschätzen und hat Einfluss auf unsere Gesundheit sowie der der Umwelt. Aus den genannten Gründen sollten wir, wenn immer möglich, auf das Fliegen verzichten. Klar, bei manchen Reisezielen, vor allem wenn diese in weiter Ferne liegen, kommt man jedoch kaum um einen Flug herum. Aktuell befinde auch ich mich in der Situation, dass ich mich für längere Zeit in Mittel- und Südamerika aufhalten und - wenn auch nur für die An- und Rückreise - ein Flugzeug besteigen werde. Da es mich interessierte, wie dabei mein persönlicher CO2-Fussabdruck aussehen wird, habe ich diesen auf der Homepage von myclimate.org und atmosfair.de mal nachgerechnet. Der CO2-Ausstoss für die One-way Flugstrecke von Basel nach Managua (Nicaragua) beträgt gemäss den genannten Internetseiten durchschnittlich 2,16 Tonnen. Laut atmosfair.de beträgt der klimaverträgliche CO2-Ausstoss pro Person und Jahr maximal 2,3 Tonnen (Quelle für die Berechnung siehe hier). Ich verpuffe also allein mit meinem Flug von Basel nach Nicaragua fast mein gesamtes klimaverträgliches Jahresbudget! Das ist ein ganz schöner Brocken! Auf den Homepages von myclimate.org und atmosfair.de hat man dann auch gleich die Möglichkeit seinen durch den Flug erzeugten CO2-Ausstoss zu kompensieren. Mittels Spenden kann man verschiedene Klimaschutzprojekte unterstützen, wobei durch die Förderung und den Einsatz von energieeffizienten Technologien und erneuerbaren Energiequellen Emissionen reduziert werden sollen. Ich dachte mir: "Hey das tönt nach einer guten Sache!" und habe sogleich durch eine Spende nicaraguanische Bauern beim Aufforsten von ungenutzten Flächen mit einheimischen Arten unterstützt. Jedoch kroch bei mir kurz nach der Spende ein Gefühl der Befriedigung meines schlechten Gewissens hoch. Klar, es ist sicherlich besser für solche Projekte zu spenden als gar nichts zu machen, weiter in der Weltgeschichte herumzufliegen und die Umwelt zu belasten. Wichtig ist jedoch, dass diese Spenden nicht als „Freikarte“ zum häufigeren Fliegen angesehen werden dürfen, da fälschlicherweise davon ausgegangen wird, dass die durch den Flug freigesetzten Emissionen somit 1:1 kompensiert werden! Das ist nicht der Fall und es muss uns bewusst sein, dass durch das Fliegen - auch wenn wir für Klimaschutzprojekte spenden - nach wie vor schädliche Emissionen entstehen. Daher gilt: Nur fliegen, wenn unbedingt nötig. Aus diesem Grund werde ich bei meiner Reise durch die Länder von Mittel- und Südamerika auf das Flugzeug verzichten und mit ökologisch verträglicheren Fortbewegungsmitteln unterwegs sein oder versuchen so zu reisen, dass durch meine Reise keine grossen zusätzlichen Emissionen anfallen. Und wer weiss, vielleicht bringt mich dort ja auch ein Bus oder Zug oder gar ein Pferd zu den nicaraguanischen Bauern, welchen ich für die Wiederbewaldung Geld gespendet habe :-).

 

Vor Ort

Auch im Urlaub oder beim Reisen spielt die Regionalität eine Rolle. Das gilt sowohl bei der Unterkunft sowie auch bei der Verpflegung. Viele Schweizer, und da zähle ich mich leider auch dazu, sind, was das Essen anbelangt, wirklich nicht sehr weltoffen. Halt ganz nach dem Motto: „Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht.“ Naja, ich hoffe ich bin jetzt niemandem zu nahe getreten, aber es ist doch oft so, dass man in den Urlaub fährt und dort nur Dinge isst, die man bereits von zu Hause kennt und von denen man weiss, dass sie einem schmecken. Und das machen wir auch dann, wenn diese bevorzugten Lebensmittel an unserem Urlaubsort ganz und gar nicht einheimisch sind. Was in der Heimat gilt, gilt jedoch auch im Ausland: Man soll sich regional und lokal ernähren und vielleicht auch mal über den eigenen Schatten springen und neue Dinge ausprobieren. Die „Gefahr“ das diese einheimischen Köstlichkeiten einem schmecken ist doch oft recht gross :-).

Das Thema der Regionalität gilt auch bei der Unterkunft. Es macht wenig Sinn in übergrossen, internationalen Hotelketten zu residieren, welche oft achtlos in die Umgebung gepflanzt wurden und wo den Hotelgästen alles geboten wird, was sie sowieso schon von zu Hause her kennen. Wir sollten lieber in regional authentische Unterkünfte gehen, wo wir auch mit der jeweiligen Kultur in Kontakt treten und das Geld für die Unterkunft wirklich den Einheimischen zu Gute kommt. Dafür bieten sich verschiedene Möglichkeiten, wie das Wohnen bei Einheimischen (Couchsurfing, AirBnB), Hostels und der Aufenthalt in kleinen, familiär und lokal betriebenen Herbergen.

 

Nicht nur bei Lebensmitteln, Mode oder verschiedenen Haushaltsprodukten gibt es Nachhaltigkeitslabels, sondern auch im Tourismus. Dabei verpflichten sich verschiedene Anbieter zum Schutz der Umwelt sowie der Einhaltung von verschiedenen Nachhaltigkeits-aspekten und fairen Arbeitsbedingungen. Bei den Anbietern handelt es sich um Bereitsteller von Unterkünften, Restaurants, Freizeitaktivitäten, etc. Auf den Homepages von fair unterwegs oder vom Schweizer Tourismus-Verband findet ihr zu den Labels weitere Auskünfte.

 

Es sollte eigentlich klar sein, dass wir egal wo wir sind, die Natur und die Umwelt respektieren und schützen sollen. Trotzdem möchte ich es hier nochmals erwähnt haben, denn zur Schonung der Umwelt gehören ver- schiedene Aspekte. Unter anderem auch, dass im Gastland durch uns Touris nichts mutwillig verändert oder kaputt gemacht wird. Was für uns vielleicht kaum Wert besitzt ist für die Einheimischen oder für die Natur von grosser Bedeutung. Dafür ist es wichtig, dass wir uns beim Reisen mit der jeweiligen Kultur und Sprache auseinandersetzen. Um ein Land und die Leute dort zu verstehen, sollten wir uns neben dem sprachlichen Grundverständnis auch mit der Geschichte sowie den Bräuchen und Sitten vertraut machen. Dadurch erfahren wir auch, wie wir uns im Gastland zu verhalten haben und können somit einen nachhaltig positiven Eindruck hinterlassen. Ein weiterer Punkt ist das Nutzen von verschiedenen Transportmitteln sowie das Ausüben von unterschiedlichen Aktivitäten, welche die Umwelt möglichst wenig belasten. Anstatt mit dem Quad oder dem Jetski durch Naturschutzgebiete zu brettern sollten wir dort  lieber Wandern oder Tauchen gehen und die jeweilige Flora und Fauna geniessen und respektieren.

Nicht zuletzt gehöht zur Schonung der Umwelt, dass wir auch im Urlaub oder auf Reisen möglichst wenig Abfall produzieren und wenn Abfall anfällt wir diesen nicht einfach liegen lassen oder in der Natur „entsorgen“. Vor allem Plastik kann in der Natur grosse Schäden anrichten. Wenn man länger in Ländern mit weniger hohen Hygienestandards wie gewohnt unterwegs ist, empfiehlt sich das Mitnehmen eines Wasserfiltersystems. Mit dieser handlichen Wasserpumpe kann man das Hahnenwasser oder auch anderes Wasser entkeimen und in wiederverwendbare Flaschen abfüllen. Dadurch entfällt das ständige Kaufen von Trinkwasser in PET-Flaschen, welche wir dann ja jeweils wieder entsorgen müssen. Ich habe mal ausgerechnet wie viel Plastik ich durch die Nutzung meines Wasserfilters einsparen kann: Mein Wasserentkeimer kann über 10‘000 Liter Wasser entkeimen. Eine 1 Liter Einweg-PET-Flasche wiegt leer ca. 30 Gramm. Das heisst, wenn ich nur Wasser mit dem Wasserentkeimer aufbereite und konsumiere und somit auf den Kauf von PET-Flaschen verzichte, spare ich satte 300 Kilogramm Plastik ein! Na dann, Prost und gute Reise!

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